Full Steam Ahead! Die Lore der 12. Saison – 2. Akt

Während ihrer gesamten Zeit in Steam Town war Stargazer noch nie in den Slums der Unterstadt gewesen. Sie fuhr mit ihrer Maschine durch die überfüllten Gassen. Die Gebäude stützten sich auf die Fundamente der oberen Städte, in denen sie lebte. Die Leute sahen ihre Maschine vorsichtig an, da sie so weit von der normalen Welt entfernt fehl am Platz war.

Feuer von Verbrennungsanlagen flammten auf, während das Holz in Öfen geschoben wurde. Das Wasser verdampfte, und der strömte durch die Rohre in die Welt nach oben. Stargazer fühlte sich, als wäre sie in eine andere Welt gestolpert. Die Laternen, die an den Rohren hingen, simulierten die Tageszeit auf der Oberseite für die Bewohner von unten. Urchins und Arbeiter schlurften in Gruppen unter den großen Straßenuhren, während die Zeit zwischen den Schichten verstrich. Maschinen, die Ressourcen zu und von Orten transportieren sollten, drängten sich langsam durch die Menschenmengen, und die dröhnenden Hupen schnitten durch den Lärm der beengten Räume.

Stargazer konnte fühlen, wie die Leute sie beobachteten. Die Menschen in der Unterstadt sahen rauer aus, von Zeit und Arbeit abgenutzt, geschärft, und gefährlicher. Ihre Augen verweilten auf einem Bengeljungen, dessen blaues Haar zwischen den dunkel beleuchteten Gebäuden hervorstand. Er war von mehreren anderen umgeben, die alle Halsketten mit einem Symbol trugen, wahrscheinlich eine unterirdische Organisation. Seine Augen verließen nie ihre Maschine, während sie vorbeirollte.

Schließlich siegten Hunger und Erschöpfung und Stargazer rollte zu einer Stelle in einer Seitengasse. Ihr Magen knurrte, aber sie wusste nicht, wo sie überhaupt anfangen sollte, hier unten nach Nahrung zu suchen. „Vielleicht ein kurzes Nickerchen, nur um meinen Kopf von diesem Nebel zu befreien. Nach einer Pause kann ich besser denken…“

Stargazer stieg aus ihrer Maschine und nahm den Aeolipyle mit. Sie war sich sicher, dass jemand versuchen würde, es als Ersatzteil für den Motor zu stehlen, während sie schlief, selbst wenn sie nicht wussten, was sie stahlen. Als sie den Aeolipyle aus dem Motor nahm, strichen ihre Finger über die Seite der Kugel. Aus versehen drückte sie paar Knöpfe an dem Gerät. Die Vertiefungen und Kanäle entlang der Oberfläche des Aeolipyle begannen zu glühen, als der Aeolipyle einen Dampfstoß abließ und sich zu öffnen begann.

„Was-was? Was ist los?“

Als sich die äußere Kugel des Aeolipyle spaltete und sich öffnete, konnte Stargazer sehen, dass sich einige der Teile im Inneren der Kuppel bewegten und neu anordneten. Sie schienen eine Maske zu bilden, eine Hälfte aus Messing, die andere aus Silber. Stargazer starrte sie an und versuchte zu verstehen, was sie gerade gesehen hatte.

Es war nicht das erste Mal, dass sie von einem undokumentierten Merkmal des Aeolipyle überrascht wurde. Mehrmals bei der Entwicklung, wenn sie einen Teil des Geräts fertig stellte, führte dies bei der Integration zu seltsamen, unbeabsichtigten Nebenwirkungen. Sie erinnerte sich daran, wie sie dort Knöpfe und die mechanischen Zahnräder angebracht hatte, um die Teile der Kugel zu bewegen, aber um eine Maske herzustellen…? Dies musste ein hinterlassenes Geheimnis des ursprünglichen Schöpfers gewesen sein.

HUUUUUP!

Stargazer zuckte zusammen. Eine große Maschine hatte hinter ihr angehalten, anscheinend eine Lokomotive, und der Ingenieur zog am Seil zur Hupe.

„Hey du da, eine großartige Idee, den Weg zu blockieren, hä?! Einige von uns sind auf dem Nachhauseweg!“

„Entschuldigung, ich… Entschuldigung. Ich weiß nicht wirklich, wo ich bin oder wohin ich gehe.“

„Eh?“ Das Mädchen steckte den Kopf aus dem Fenster. Eine Gasmaske bedeckte ihr Gesicht und machte es unmöglich zu sehen, wie sie darunter aussah. Ihre Kleidung war mit Kohlenstaub bedeckt. „Du bist verloren? Dies ist kein guter Ort dafür… „

„Es gibt gute Orte, an denen man verloren gehen kann…?“

„Nun, die Unterstadt ist der erste Ort, wo Leute sich “verlieren’’, verstehst. Es gibt gutes Geld mit Leuten wie dir. Denn Leute wie ich, wir sind hier in den Slums aufgewachsen, also kennen wir die Vor- und Nachteile!“ Sagte das Mädchen stolz, ihre Stimme durch die Maske verzerrt. „Erste Regel der Unterstadt, jeder muss arbeiten. Wenn du nicht arbeitest, bist du ein Ziel. Ich und einige der anderen Kinder bringen die Kohle von der Mine zu den Fabriken. Diejenigen von uns, die diese Züge nicht fahren können, fahren weiter. Aber wir arbeiten alle!“

„Ich kann… dir helfen, die Züge am Laufen zu halten“, sagte Stargazer fast als Frage. „Du hast recht, ich bin nicht von hier, aber ich versuche versteckt zu bleiben. Ich glaube nicht, dass ich zurückgehen kann.“

„Nun, wenn du nach dem besten Ort suchst, um dich zu “verlieren’’, brauchst du die Hilfe des Teufels“, antwortete das Mädchen, als ob das offensichtlich wäre.

„Der Teufel?“

„Ja, der Teufel der Unterwelt. Seine Organisation kennt alle Wege in und aus Steam Town. Du willst etwas von oben oder etwas, das der Dampfkult nicht zulässt, fragst du den Teufel. „

„Wie finde ich diese Person?“ Fragte Stargazer.

„Nun, wenn du deine Maschine aus dem Weg räumst, werde ich dich zu ihm führen. Du scheinst selbst im Vergleich zu den meisten Erwachsenen ziemlich hilflos zu sein. „

Stargazer konnte fühlen, wie ihre Wangen vor Verlegenheit rot wurden, aber sie konnte es nicht in sich finden zu widersprechen.  „Richtig, danke. Ich bin übrigens Stargazer. „

 „Du kannst mich Little Monster nennen. Jetzt komm schon!“

Das kleine Monster hielt ihr Wort und führte Stargazer in einen anderen Bereich der Unterstadt, wo es zu einer der Massenverbrennungsanlagen fuhr, wo Abfälle zum Verbrennen geschickt wurden. Die Angestellten dort schienen Little Monster zu erkennen und ließen ihren Kohlenwagen frei in das Gelände einfahren. Stargazer folgte ihr in ihrer kleineren Maschine.

„Nun, kleines Monster, was hast du mir heute gebracht?“ Fragte ein Mann mit einem grünen Mohawk. Ein Pelzmantel war über seine Schultern gehängt, als er durch ein mit roten Gläsern bedecktes Auge hinausstarrte. „Die Ausreißerin vor dem Steam Judge selbst?“

„Eh? Worüber redest du, Teufel? Ich habe gerade diesen verlorenen Oberweltler gefunden.“

„Oh, mein liebes Monster, du hast so viel mehr als das gefunden“, grinste er Stargazer erschreckend an, als die Arbeiter auf dem Gelände anfingen, Waffen von allem zu sammeln, was sie finden konnten. Stargazer sah sich mit bloßem Entsetzen im Gesicht um. „Du hast einen Forscher von Steam Judge gefunden, die hier im Untergrund verloren gegangen ist. Ich würde die brillante Dame überall erkennen. „

Die Männer kamen langsam immer näher, sehr zu Stargazers Missfallen. „Ich bin sicher, er würde gut für deine Rückkehr bezahlen… aber du hast Glück!“ Sagte der Teufel und stieß ein erfreutes Kichern aus. „Denn ich hasse diesen hinterhältigen Kumpel mit der Wut von zehntausend wütenden Sonnen. Du hast für Aufsehen gesorgt, Fräulein Stargazer. Der Judge kontaktiert zur Zeit all seine Verbindungen im Kult, um zurückzubekommen, was du gestohlen hast.“

„Sie kennen den Steam Judge?“ Stargazers Gedanken waren so überwältigt, dass sie Probleme hatte, alles zu verarbeiten, was der Teufel der Unterwelt gesagt hatte.

„Ja, ich kenne die Ratte. Wir waren damals Partner, bevor er mich hinterging. Wir würden beide reich sein, aber er hat mich abgeschnitten. Ich bin hier unten geblieben, als er der Baron wurde, der er heute ist“Devil spuckte bei der Erwähnung zu Boden.

„Dann… musst du mir helfen. Ich muss die Stadt verlassen. Ich kann nicht zulassen, dass Richter das in die Hände bekommt!“ Stargazer zog den Aeolipyle aus ihrer Tasche und zeigte ihn dem Teufel der Unterwelt. Das Scharnier war nicht richtig befestigt, als sich die Kugel wieder öffnete. Beim Anblick von Messing und Silber weitete sich das eine Auge des Teufels. So schnell sich sein Gesichtsausdruck auch änderte,  so schnell war er wieder weg.

„Normalerweise würde ich für einen solchen Service eine Menge verlangen. Aber um es meinem alten Freund zu zeigen, mache ich das kostenlos. Aber wir müssen dich in der Zwischenzeit verstecken. Ich glaube, ich habe genau den richtigen Ort… „

Stargazer starrte auf das Festzelt eines verlassenen Theaters. „Die Phantasmagoria“, proklamierte es, mit verblassten Buchstaben, die vom Schild fielen. Das gesamte Theater sah von außen dunkel aus. Der Teufel hatte ihr versichert, dass dieser Ort sicher und verlassen sei. Seine eigenen Männer benutzten es  immer wieder, sagte er.

Ohne viele andere Möglichkeiten betrat Stargazer das Gebäude. Zum größten Teil hielt ihre Annahme, dass es dunkel sein würde, wahr. Es gab nur ein Licht, das sie sehen konnte und das vom Projektor im Theater selbst stammte. Stargazer schob den Vorhang zurück und eine magische Laterne zeigte eine Projektion.

Die Projektion bewegte sich und änderte ihre Form und Größe, während sie durch verschiedene Dias gefiltert wurde. Von hinten gesehen sah es fast wie eine menschliche Figur aus. Als Stargazer sich näherte, begannen sich die Dias schneller zu ändern, und die Schattenpuppe drehte ihren Kopf und dann ihren ganzen Körper. Die Puppe schien Stargazer direkt anzusehen. Es war eine Frau mit wilden Haaren und einer Maske, die zur Hälfte aus Messing bestand, die andere aus Silber.

Sofort wurde das Licht des Projektors abgeschnitten, und die Bühnenlichter leuchteten auf. Rauch und Dampf aus unsichtbaren Öffnungen strömten auf die Bühne. Im Licht konnte Stargazer schwören, dass eine sichtbare Gestalt in der Luft schwebte, dieselbe Gestalt aus der magischen Laterne, die jetzt vor ihr apparierte.

„Hallo Kind. Ich sehe, du hast meine Arbeit beendet. Und du brachtest es hierher, damit ich es sehen kann!“